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Bonitätsprüfung bei der Baufinanzierung: So gehen Banken vor


Bei einer Bonitätsprüfung will die Bank, die euch Geld leiht, vor allem eines wissen: Seid ihr in der Lage, das Darlehen zurückzuzahlen? Wie die Bank eure Bonität prüft, welche Kriterien dabei eine Rolle spielen und wie ihr eure Bonität verbessern könnt, das haben wir einen Experten gefragt.

  1. Was ist eine Bonitätsprüfung?
  2. Grundlage der Bonitätsprüfung: die Haushaltsrechnung
  3. Unterlagen für die Bonitätsprüfung
  4. Was wird bei einer Bonitätsprüfung geprüft?
  5. Wie prüft die Bank Rechnungen?
  6. Umgekehrte Bonität: Wie viel Kredit kann ich mir leisten?
  7. Wie lange dauert eine Bonitätsprüfung?
  8. Bonität verbessern: 5 Tipps vom Profi

Wer für seine Baufinanzierung Geld von der Bank haben will, muss sich einer Bonitätsprüfung unterziehen. Die geldgebende Bank checkt dabei eure Zahlungswilligkeit und Zahlungsfähigkeit. 

Was bei einer Bonitätsprüfung abgefragt wird und wie die Bank eure Bonität vor der Baufinanzierung prüft, das erklärt euch Sebastian Kuck. Der ausgebildete Bankkaufmann ist Teamleiter Finanzierungsberatung bei der PSD Bank Rhein-Ruhr eG.

Was ist eine Bonitätsprüfung?

Die Bonitätsprüfung einfach erklärt ist eine Überprüfung eurer Zahlungsfähigkeit und -willigkeit. Indem eine Bank vor Abschluss einer Baufinanzierung eure Bonität prüft, kontrolliert sie, ob ihr fähig seid, eure Schulden zurückzuzahlen und Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachkommt.

Grundlage der Bonitätsprüfung: die Haushaltsrechnung

Ein ganz zentraler Punkt bei jeder Bonitätsprüfung ist die Haushaltsrechnung. Dabei stellt die Bank den Einnahmen des Kunden seine Ausgaben gegenüber, um zu prüfen, welchen Finanzierungsrahmen er sich leisten kann. Um Zeit und Aufwand zu sparen, sind viele Institute dazu übergegangen, bei den Ausgaben mit einer Pauschale zu rechnen.

Aus statistischen Erhebungen weiß die Bank, bei welchem Einkommen sie welche allgemeinen Ausgaben gegenüberstellen muss. Kunden müssen dann nicht so viel Papierkram ausfüllen – und die Bank muss nicht so viel prüfen. Allerdings handhaben das manche Banken auch anders und verlangen eine ausführliche Aufstellung von Ausgaben und Einnahmen. Grundsätzlich immer relevant ist ein Eigenkapitalnachweis.

Unterlagen für die Bonitätsprüfung

Trotz der erwähnten Fallpauschalen ist eine Bonitätsprüfung immer auch eine Einzelfallprüfung. Grundsätzlich geht es auch für die Kunden darum, sich eine möglichst umfassende Übersicht über Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Nur so lässt sich eine Baufinanzierung seriös planen.

Ein private Krankenvollversicherung, Privatkredite, Unterhaltsverpflichtungen oder Leasingraten zum Beispiel, das muss natürlich einzeln aufgeführt werden. Aber es gibt auch eher technische Aspekte wie die Abfrage über die Schufa oder ein internes Bankenrating, die bei der Prüfung ebenfalls eine Rolle spielen.

Zu den Unterlagen, die Baufinanzierer für die Bonitätsprüfung beibringen müssen, gehören unter anderem:

  • Unterlagen zu Vermögenswerten (Kontoauszüge, Grundbucheinträge, Lebens- oder Rentenversicherungen)
  • Unterlagen zu Verbindlichkeiten (Darlehensverträge)
  • Schufa-Selbstauskunft
  • gegebenenfalls private Kranken- oder Rentenversicherung

Hier gibt es von Wohnglück eine umfassende Checkliste mit allen Unterlagen, die ihr für den Abschluss einer Baufinanzierung braucht.

Übrigens: Angestellte, Beamte, Rentner und Selbständige müssen teils ganz unterschiedliche Angaben zur Einkommenssituation machen.

Was wird bei einer Bonitätsprüfung geprüft?

Banken überprüfen die Bonität anhand von Einkommensnachweisen, Kontoauszügen und Konto- sowie Kreditkartenbewegungen. Weitere Faktoren sind Antworten auf die Fragen, ob die Kontoführung vereinbarungsgemäß verlief und ob Darlehens- oder Leasingraten bisher stets erbracht wurden. Dazu kommt dann unter anderem auch der Schufa-Score, der einen Überblick über euer Zahlungsverhalten gibt.

Bei der Bonitätsprüfung ist auch die zukünftige Lebenssituation und damit die langfristige Lebensplanung des Kreditnehmers relevant. Die Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie schreibt unter anderem vor, zu prüfen, dass der Kreditnehmer das Darlehen auch unter geänderten Lebensumständen zurückzahlen kann. 

Das und noch viel mehr ergibt dann ein internes Rating. Das unterstützt die Bank bei der Entscheidungsfindung. Manche kritisieren das als "Black Box", aber eine Bank muss zwingend eine Risikobewertung durchführen. Allerdings nützt das beste interne Rating nichts ohne eine positive Haushaltsberechnung. Es gibt durchaus Menschen, die ganz hervorragend verdienen, mit ihrem Geld aber trotzdem nicht auskommen. Das führt dann häufiger zu Rücklastschriften oder längerfristigen Überziehungen.

Aber nochmal: Das Rating ist nur ein Aspekt bei der Kreditvergabe. Banken schauen sich diese eher technischen Aspekte natürlich genau an. Wichtig ist aber vor allem das direkte Gespräch mit dem Kunden. Da ergibt sich manchmal ein ganz anderes Bild.

Lest hier, wie ihr euch am besten auf ein Finanzierungsgespräch vorbereitet.

Wie prüft die Bank Rechnungen?

Zur Bonitätsprüfung gehört eine Analyse eures Zahlungsverhaltens. Sie basiert auf den externen Daten von Auskunfteien wie der Schufa. Die wiederum sammelt Daten von verschiedenen Unternehmen, mit denen ihr bereits Zahlungsgeschäfte abgeschlossen habt. Anhand dieser Informationen können Banken kontrollieren, ob ihr in der Vergangenheit Rechnungen zuverlässig beglichen habt.

Das könnte euch auch interessieren: Hauskauf trotz Schufa-Eintrag – geht das?

Umgekehrte Bonität: Wie viel Kredit kann ich mir leisten?

In den allermeisten Fällen sind die Kunden gut informiert beziehungsweise haben sich schon intensiv mit der Frage nach der persönlichen Bonität beschäftigt. Es gibt aber auch Kunden, die ganz konkret fragen: Was kann ich mir eigentlich leisten?

Die Antwort auf die Frage eröffnet Kunden bei der Immobiliensuche jedenfalls einen realistischen Rahmen, in welchem Preisbereich sie suchen können. Für diesen Fall haben zum Beispiel die PSD-Banken ein Online-Formular zur optimalen Finanzierung.

Lest auch: Wie viel Haus kann ich mir leisten? Diese Faustformel sagt's.

Wie lange dauert eine Bonitätsprüfung?

Heutzutage können Kunden glücklicherweise einen Großteil der benötigten Unterlagen digital einreichen. Das beschleunigt den Prüfungsprozess sehr. Häufig können sie den kompletten Vorgang sogar über eine App abbilden und nachverfolgen. Wenn dann alle relevanten Informationen vorliegen, erfolgt die Bonitätsprüfung für eine Baufinanzierung quasi "just in time". 

Bonität verbessern: 5 Tipps vom Profi

Manchmal ergibt eine Bonitätsprüfung auch ein schiefes Bild. Mitunter kommt es zum Beispiel bei einem Kontowechsel zu Problemen. In der Folge bleiben dann Zahlungen aus, im schlimmsten Fall kommt es dadurch zu einem negativen Schufa-Eintrag, obwohl wir es nicht unbedingt mit einem Kunden schlechter Bonität zu tun haben. Technisch gesehen wirkt sich das aber negativ aus. Tipp: Hier geht es direkt zum Schufa-Bonitätscheck.

Grundsätzlich lassen sich folgende Maßnahmen ergreifen, um die Bonität zu verbessern:

  1. Selbstauskunft prüfen und korrigieren: Ob die Daten der Schufa stimmen, lässt sich durch eine kostenlose Selbstauskunft herausfinden. Falsche Angaben können dann korrigiert werden. Ein negativer Schufa-Score ist fast schon ein Klassiker bei der Bonitätsprüfung. Viele Menschen wissen nicht, welche Angaben die Schufa über sie speichert. Daher ist es ratsam, wenn man sich vorher eine kostenlose Schufa-Auskunft besorgt.
  2. Mahnungen vermeiden, Schulden rechtzeitig tilgen: Fristgerecht seine Rechnungen zu zahlen und Schulden zuverlässig zu tilgen, verbessert die Bonität, denn es zeigt eine gute Zahlungsmoral. Das gilt übrigens auch für den Dispositionskredit. Diesen sollte man nach Möglichkeit nicht überziehen.
  3. Haushaltsplanung vornehmen: Haben Sie einen Überblick über laufende Kosten wie Versicherungen, Internet und Telefon, Nahrung und so weiter? Eine umfassende Haushaltsplanung hilft, die Kosten im Blick zu behalten und ist auch eine gute Basis für die eigentliche Bonitätsprüfung.
  4. Zu viele Kleinkredite vermeiden: Auch wenn viele Anbieter mit einer Null-Prozent-Finanzierung locken – zu viele Konsumentenkredite wirken sich negativ auf die Bewertung aus.
  5. Bei einer Bank bleiben: Wer viele Bankkarten im Portemonnaie hat oder häufiger die Bank wechselt, dem wird nachgesagt, dass er seine Schulden umverteilt. Die Treue zu einem Finanzinstitut kann sich nicht nur in der Bewertung, sondern unter Umständen auch im günstigeren Zinssatz positiv auswirken.

Diese Tipps können helfen, eure Bonität zu verbessern. Umgekehrt gilt aber auch: Wenn die Kreditzahlungen den Kunden in die roten Zahlen bringen würden, er also nach Abzug seiner Kosten mit dem Kredit in die Miesen rutscht, nutzt die beste Bonität meist nichts.

Unser Experte: Sebastian Kuck

Unser Finanzierungsexperte Sebastian Kuck weiß aus eigener Praxis, was Banken bei der Bonitätsprüfung abfragen und bewerten. Der ausgebildete Bankkaufmann hat Bankwesen und Finanzwirtschaft studiert und ist seit Juli 2017 Teamleiter Finanzierungsberatung bei der PSD Bank Rhein-Ruhr eG.

Portrait Sebastian Kuck, Teamleiter Finanzierungsberatung der PSD Bank Rhein-Ruhr EG.
Sebastian Kuck ist gelernter Bankkaufmann und Bachelor-of-Science im Studiengang Finance.

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